Das Vakzin von Biontech/Pfizer wurde in Deutschland rund 42.000-mal injiziert. Welche Wirkstoffe enthalten sind und wer sich vor einer Impfung gut informieren sollte.
Die Impfungen gegen Corona haben mittlerweile begonnen.
Das Vakzin von Biontech/Pfizer beruht auf einer neuartigen, genbasierten Wirkungsweise.
Mainz – Einen Impfstoff wie diesen gab es noch nie – BTN162, das Covid-Vakzin von Biontech/Pfizer, mit dem nun auch in Deutschland die ersten Menschen geimpft wurden, beruht auf einer neuartigen, genbasierten Wirkweise. Doch was genau sind die Inhaltsstoffe des Impfstoffs gegen Corona? Und wer sollte sich erst einmal lieber nicht impfen lassen oder nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt, der Hausärztin? Ein Ãœberblick:
Das Neue dieses ist sein aktiver Wirkstoff, der pro Dosis aus 30 Mikrogramm Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) besteht. Die RNA, Grundlage des viralen Erbguts, wurde modifiziert. Das Vakzin enthält den Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus, das der Körper selbst produzieren und anschließend bekämpfen soll. Die dabei gebildeten Antikörper und Immunzellen schützen dann vor Covid-19 – für wie lange und wie umfassend, weiß man noch nicht.
Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer muss extrem kühl gelagert werden
Weil die RNA nicht sehr stabil ist, muss dieser Impfstoff extrem kalt gelagert werden. Als weiteren Schutz benötigt die RNA eine Ummantelung, die ihr zudem hilft, in die Zellen einzudringen. Diese Hülle besteht aus Lipid-Nanopartikeln, winzigen Kügelchen, kaum größer als das Virus selbst. Drei dieser vier Lipide sind künstlich, das einzig enthaltene natürliche Fett ist Cholesterol. Einige Expert:innen gehen davon aus, dass die Ursache für die vereinzelten schweren allergischen Reaktionen nach der Impfung in diesen Lipidkügelchen zu suchen ist. Im Verdacht steht insbesondere das Polyethylenglykol (PEG). Um außergewöhnliche Stoffe handelt es sich bei sämtlichen enthaltenen Lipiden aber nicht, sie kommen häufig in Medikamenten oder Kosmetika vor.
Weitere Inhaltsstoffe des Vakzins sind verschiedene Salze, sie sollen die mRNA und die Lipide schützen und die Aufnahme des Impfstoffs im Körper fördern. Anders als manche herkömmlichen Impfstoffe kommt das mRNA-Vakzin ohne Konservierungsstoffe und Wirkverstärker (Adjuvantien) aus.
Biontech/Pfizer-Impfstoff: Was bei der Impfung gegen Corona wichtig ist
Auch wenn das PEG als Hauptkandidat für das Auslösen einzelner Fälle anaphylaktischer Schocks nach der Impfung* gilt, weiß man nicht sicher, was dazu geführt hat. Besondere Vorsicht ist angezeigt bei schweren Allergiker:innen, die bereits mit einem anaphylaktischen Schock auf eine Impfung, ein Medikament oder möglicherweise auch ein bestimmtes Lebensmittel wie Schalentiere reagiert haben. Menschen mit Heuschnupfen, Allergien auf Hausstaub oder Tierhaare müssen sich vermutlich keine Sorgen machen.
Rücksprache mit dem Hausarzt/der Hausärztin sollten auch Patient:innen halten, die bestimmte Antikoagulantien (blutverdünnende Medikamente) einnehmen – etwa, um einem Schlaganfall oder einer Thrombose vorzubeugen. Das hat damit zu tun, dass der Impfstoff in den Muskel gespritzt werden muss, in der Regel in den Deltamuskel des nicht dominanten Oberarms. Weil Muskeln stark durchblutet sind, besteht unter der Einnahme dieser Medikamente eine erhöhte Blutungsgefahr. Die britische Zulassungsbehörde schreibt, dass diese Patient:innen nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung geimpft werden dürfen. In der Empfehlung der deutschen Ständigen Impfkommission (Stiko) heißt es, sie sollten die Impfung mit einer sehr feinen Injektionsnadel bekommen, anschließend soll „für mindestens zwei Minuten“ eine Kompresse fest auf die Einstichstelle gedrückt werden.
Ärztliche Beratung bei Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten ist unerlässlich
Eine Impfung in oder unter die Haut, wie es bei manchen Impfungen als Alternative möglich ist, schließt die Stiko aus. Allerdings wird bei bestimmten blutverdünnenden Mitteln, so etwa bei „Marcumar“, eine intramuskuläre Injektion laut Beipackzettel ausdrücklich ausgeschlossen. Doch auch Patient:innen, die neuere Antikoagulantien wie „Eliquis“ oder „Xarelto“ einnehmen, sollten sich ärztlichen Rat holen. Eine Möglichkeit könnte es auch sein, die Medikamente vor der Impfung für einige Tage abzusetzen; das sollte aber nie eigenmächtig geschehen. Der Wirkstoff ASS, der ebenfalls von vielen Menschen als Gerinnungshemmer eingenommen wird, zählt pharmakologisch nicht zu den Antikoagulantien.
Krebspatient:innen bislang nicht in Studien zu Corona-Impfungen vertreten
Keine einheitliche Empfehlung gibt es für Krebspatient:innen. Für diese Gruppe, die nicht in den klinischen Studien vertreten war, existierten bislang „keine verlässlichen Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs“, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums. So sei nicht klar, wie sich etwa verschiedene Krebstherapien wie eine Chemotherapie oder zielgerichtete Medikamente mit der Impfung vertrügen. Weg-Remers rät, die behandelnden Ärzte „um eine Einschätzung zu bitten.“ Der Krebsinformationsdienst ist täglich von 8 bis 20 Uhr telefonisch unter 0800-4203040 oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de zu erreichen.
Vakzin von Biontech und Pfizer: Wer noch nicht geimpft werden soll
Nicht geimpft werden sollten außerdem Menschen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren. Expert:innen gehen aber davon aus, dass es nicht gefährlich ist, wenn jemand, der unbemerkt eine Infektion durchgemacht hat, die Impfung bekommt. Auch Schwangere sowie Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollen vorerst nicht geimpft werden, da sie nicht an den bisherigen Studien teilgenommen haben.
Nicht jeder sollte sich sofort impfen lassen
Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer:
Das Vakzin von Biontech/Pfizer wurde in Deutschland rund 42.000-mal injiziert. Welche Wirkstoffe enthalten sind und wer sich vor einer Impfung gut informieren sollte.
Die Impfungen gegen Corona haben mittlerweile begonnen.
Das Vakzin von Biontech/Pfizer beruht auf einer neuartigen, genbasierten Wirkungsweise.
Mainz – Einen Impfstoff wie diesen gab es noch nie – BTN162, das Covid-Vakzin von Biontech/Pfizer, mit dem nun auch in Deutschland die ersten Menschen geimpft wurden, beruht auf einer neuartigen, genbasierten Wirkweise. Doch was genau sind die Inhaltsstoffe des Impfstoffs gegen Corona? Und wer sollte sich erst einmal lieber nicht impfen lassen oder nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt, der Hausärztin? Ein Ãœberblick:
Das Neue dieses ist sein aktiver Wirkstoff, der pro Dosis aus 30 Mikrogramm Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) besteht. Die RNA, Grundlage des viralen Erbguts, wurde modifiziert. Das Vakzin enthält den Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus, das der Körper selbst produzieren und anschließend bekämpfen soll. Die dabei gebildeten Antikörper und Immunzellen schützen dann vor Covid-19 – für wie lange und wie umfassend, weiß man noch nicht.
Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer muss extrem kühl gelagert werden
Weil die RNA nicht sehr stabil ist, muss dieser Impfstoff extrem kalt gelagert werden. Als weiteren Schutz benötigt die RNA eine Ummantelung, die ihr zudem hilft, in die Zellen einzudringen. Diese Hülle besteht aus Lipid-Nanopartikeln, winzigen Kügelchen, kaum größer als das Virus selbst. Drei dieser vier Lipide sind künstlich, das einzig enthaltene natürliche Fett ist Cholesterol. Einige Expert:innen gehen davon aus, dass die Ursache für die vereinzelten schweren allergischen Reaktionen nach der Impfung in diesen Lipidkügelchen zu suchen ist. Im Verdacht steht insbesondere das Polyethylenglykol (PEG). Um außergewöhnliche Stoffe handelt es sich bei sämtlichen enthaltenen Lipiden aber nicht, sie kommen häufig in Medikamenten oder Kosmetika vor.
Weitere Inhaltsstoffe des Vakzins sind verschiedene Salze, sie sollen die mRNA und die Lipide schützen und die Aufnahme des Impfstoffs im Körper fördern. Anders als manche herkömmlichen Impfstoffe kommt das mRNA-Vakzin ohne Konservierungsstoffe und Wirkverstärker (Adjuvantien) aus.
Biontech/Pfizer-Impfstoff: Was bei der Impfung gegen Corona wichtig ist
Auch wenn das PEG als Hauptkandidat für das Auslösen einzelner Fälle anaphylaktischer Schocks nach der Impfung* gilt, weiß man nicht sicher, was dazu geführt hat. Besondere Vorsicht ist angezeigt bei schweren Allergiker:innen, die bereits mit einem anaphylaktischen Schock auf eine Impfung, ein Medikament oder möglicherweise auch ein bestimmtes Lebensmittel wie Schalentiere reagiert haben. Menschen mit Heuschnupfen, Allergien auf Hausstaub oder Tierhaare müssen sich vermutlich keine Sorgen machen.
Rücksprache mit dem Hausarzt/der Hausärztin sollten auch Patient:innen halten, die bestimmte Antikoagulantien (blutverdünnende Medikamente) einnehmen – etwa, um einem Schlaganfall oder einer Thrombose vorzubeugen. Das hat damit zu tun, dass der Impfstoff in den Muskel gespritzt werden muss, in der Regel in den Deltamuskel des nicht dominanten Oberarms. Weil Muskeln stark durchblutet sind, besteht unter der Einnahme dieser Medikamente eine erhöhte Blutungsgefahr. Die britische Zulassungsbehörde schreibt, dass diese Patient:innen nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung geimpft werden dürfen. In der Empfehlung der deutschen Ständigen Impfkommission (Stiko) heißt es, sie sollten die Impfung mit einer sehr feinen Injektionsnadel bekommen, anschließend soll „für mindestens zwei Minuten“ eine Kompresse fest auf die Einstichstelle gedrückt werden.
Ärztliche Beratung bei Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten ist unerlässlich
Eine Impfung in oder unter die Haut, wie es bei manchen Impfungen als Alternative möglich ist, schließt die Stiko aus. Allerdings wird bei bestimmten blutverdünnenden Mitteln, so etwa bei „Marcumar“, eine intramuskuläre Injektion laut Beipackzettel ausdrücklich ausgeschlossen. Doch auch Patient:innen, die neuere Antikoagulantien wie „Eliquis“ oder „Xarelto“ einnehmen, sollten sich ärztlichen Rat holen. Eine Möglichkeit könnte es auch sein, die Medikamente vor der Impfung für einige Tage abzusetzen; das sollte aber nie eigenmächtig geschehen. Der Wirkstoff ASS, der ebenfalls von vielen Menschen als Gerinnungshemmer eingenommen wird, zählt pharmakologisch nicht zu den Antikoagulantien.
Krebspatient:innen bislang nicht in Studien zu Corona-Impfungen vertreten
Keine einheitliche Empfehlung gibt es für Krebspatient:innen. Für diese Gruppe, die nicht in den klinischen Studien vertreten war, existierten bislang „keine verlässlichen Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs“, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums. So sei nicht klar, wie sich etwa verschiedene Krebstherapien wie eine Chemotherapie oder zielgerichtete Medikamente mit der Impfung vertrügen. Weg-Remers rät, die behandelnden Ärzte „um eine Einschätzung zu bitten.“ Der Krebsinformationsdienst ist täglich von 8 bis 20 Uhr telefonisch unter 0800-4203040 oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de zu erreichen.
Vakzin von Biontech und Pfizer: Wer noch nicht geimpft werden soll
Nicht geimpft werden sollten außerdem Menschen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren. Expert:innen gehen aber davon aus, dass es nicht gefährlich ist, wenn jemand, der unbemerkt eine Infektion durchgemacht hat, die Impfung bekommt. Auch Schwangere sowie Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollen vorerst nicht geimpft werden, da sie nicht an den bisherigen Studien teilgenommen haben.
(Frankfurter Rundschau, 4.1.21, Pamela Dörhöfer)
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