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Biontec-Impfstoff: Für Jubel ist es noch zu früh

26. Oktober 2023

Forscher von Biontech haben ein Verfahren entwickelt, das die Krebstherapie revolutionieren könnte. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend und geben Millionen Menschen Hoffnung. Doch es wird noch Jahre dauern, bis das Verfahren angewendet werden kann – wenn überhaupt.

In den Medien ist die Begeisterung groß. Biontech hat Daten einer ganz neuen Krebstherapie vorgestellt. Car-Vac heißt sie und wird gerade in einer allerersten Studie getestet. Und in der Tat: Das Verfahren ist wissenschaftlich wie medizinisch spektakulär. Den Mainzern ist gelungen, wonach Mediziner weltweit streben: Sie haben ein bewährtes Verfahren, das die Behandlung von Blutkrebs revolutionierte, so verändert, dass es nun auch Tumore bekämpfen kann, die in Organen sitzen.

Und dazu gehören fast alle anderen Krebsformen. Das klingt nach einer Sensation, einem Durchbruch. Schließlich sind Krebserkrankungen in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Und die Zahl der Neuerkrankungen steigt seit Jahren und wird es auch weiter tun. Weil die Menschen immer älter und dicker werden und Alter und Übergewicht zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen, an Krebs zu erkranken.

Doch sollte man genau hinschauen. In der Studie wurden bislang gerade einmal 44 schwerkranke Patienten behandelt. Für 38 standen Daten zur Verfügung. Bei knapp der Hälfte der schwerkranken Menschen in dieser Studie konnte das Tumorwachstum gebremst werden. Ja, es gab sogar solche, bei denen der Krebs komplett verschwand. Das ist gut – für die Menschen, die Forschung und auch für das Mainzer Unternehmen selbst.

Denn dessen Erfolgs- beziehungsweise Aktienkurve hatte sich in den letzten Monaten auf Talfahrt begeben. Seit Dezember 2022 hat die Aktie um die Hälfte an Wert verloren. Weil Biontech abgesehen von den Corona-Impfstoffen noch keine andere Therapie zur Zulassung gebracht hat.

Anders sein direkter Konkurrent Moderna: Die Firma hat neben den mRNA-Impfstoffen gegen Corona inzwischen neue Zulassungen beantragt. Eine Impfung zum Schutz vor dem Respiratorischen-Synzytial-Virus (RSV) hat die US-Arzneimittelbehörde FDA bereits genehmigt, die europäische Zulassung wird wohl im nächsten Jahr erfolgen. Da sind gute Nachrichten für die Mainzer besonders wichtig.

Doch die neue Therapie steht erst am Anfang des jahrelangen Prozesses, der zu einer Zulassung führen kann. Aber nicht muss. Nur jeder dritte Kandidat schafft es statistisch in die nächste Prüfphase. Weil Therapien doch nicht so gut wirken, wie man angenommen hatte, oder weil es zu Nebenwirkungen kommt, die in den ersten Tests gar nicht erfasst werden können. Bei allem gerechtfertigten Jubel – der Krebs ist damit nicht besiegt.

(Kommentar von WELT-Redakteurin Edda Grabar, 25.10.23)

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